Hape Kerkeling: Gebt mir etwas Zeit

"Der Deutsche kommt aus dem Ausland, nämlich aus all seinen Nachbarländern und angrenzenden Regionen. Wir haben alle rübergemacht, oder rauf, oder runter … Wenn Sie so wollen, ist der Deutsche ein polnischer Holländer aus Mailand, mit französischen und schwedischen Großeltern aus Bern, einer jüdischen Tante aus St. Petersburg und einem serbischen Onkel aus Wien."

Da hatte die Corona-Pandemie doch auch was Gutes:
Angeregt durch einen DNA-Test, den er während des Lockdowns gemacht hatte, und unterstützt durch eingehende Nachforschungen betreibt der beliebte Entertainer amüsante Ahnenforschung und lässt uns teilhaben an seinen Erkenntnissen.
Dabei kommt nicht nur Erstaunliches aus dem Leben seiner Urgroßmutter zu Tage, sondern es wird auch Europäische Geschichte anhand von Personen aus Kerkelings weit verzweigtem Stammbaum erzählt. Gerichtsakten und Kirchenbücher wurden durchsucht, und so vermischen sich Fakten und Fiktion zur kurzweiligen Lektüre.
Es gibt teils amüsante Anekdoten, beispielsweise über seine Sprachferien als Schüler in England und seine Anfänge als junger Entertainer, aber auch berührende Erinnerungen an seine erste große Liebe und die in den 80ern allgegenwärtige Angst vor AIDS.
Wir tauchen ab ins Goldene Zeitalter der Niederlande, wo seine Ahnen als Händler und Schiffsbauer lebten, verbringen eine kurze Zeit in einer böhmischen Porzellanmanufaktur um 1900 und begegnen seiner Großmutter, die während der Nazi-Zeit ihre beiden Kinder allein erziehen musste.

Ein Lesegenuss, der amüsant, nachdenklich und ernst ist und uns fragen lässt, wo wohl unsere eigenen Wurzeln liegen.