Macunaíma. Der Held ohne jeden Charakter

Macunaíma vom Stamm der Tapanhumas lebt faul und sorglos im brasilianischen Urwald. Doch als sein Amulett verloren geht, muss er seiner Sippe den Rücken kehren und ausgerechnet nach São Paulo, in die erstaunliche Millionenstadt, wo alles voller Maschinen ist. Der »Held ohne jeden Charakter« gerät dort in Bordelle, Militärparaden und an die Polizei, er begegnet Hexen, Guerilleras und menschenfressenden Industriemagnaten. Und bekommt, unbedarft, wie er ist, die aberwitzigen Sitten seiner Zeit am eigenen Leib zu spüren. »Macunaíma« ist das Hauptwerk des brasilianischen Modernismus. Mit diesem farben- und formensatten Roman werden die europäischen Vorbilder 1928 endgültig vom Sockel gestoßen. Die lebenspralle Polyphonie und die Zerrissenheit des Landes werden hier erstmals mit fulminanter Stimme gefeiert.

<p>M&aacute;rio de Andrade wurde 1893 in S&atilde;o Paulo (Brasilien) geboren. Nach dem Abitur besuchte er das Konservatorium seiner Geburtsstadt, an dem er 1917 sein Diplom als Klavierlehrer erhielt. Ab 1935 war er als Kulturpolitiker in S&atilde;o Paulo t&auml;tig, wo er eine Reihe von Institutionen wie die Stadtbibliothek oder das Kulturamt gr&uuml;ndete. 1938 wurde er Direktor des Instituts f&uuml;r Bildende K&uuml;nste in Rio de Janeiro. 1939 ernannte man ihn zum Leiter des Instituto Nacional do Livro, des brasilianischen Buchinstituts. Ab 1942 lebte er wieder in seiner Geburtsstadt als Leiter des Servi&ccedil;o do Patrim&ocirc;nio Hist&oacute;rico, der Verwaltung des nationalen Kulturerbes. Zu seinen bekanntesten Werken geh&ouml;ren die Lyriksammlungen <i>Paulic&eacute;ia Devairada</i> (<em>Verr&uuml;ckte Paulodyssee</em>) von 1922 und <i>Losango C&aacute;qui</i> (<em>Khakifarbene Raute</em>) von 1926 sowie der Roman <i>Macuna&iacute;ma, O Her&oacute;i Sem Nemhum Car&aacute;ter </i>(dt. M<i>acuna&iacute;ma. Der Held ohne jeden Charakter, </i>1982) von 1928, ein Werk, mit dem er sich einen unangefochtenen Platz im brasilianischen Modernismus erobert hat. Er starb 1945 in S&atilde;o Paulo.</p>