Haben Sie unsere vier Länder-Ausgaben zur Reitkunst in Frankreich, Portugal, Österreich und Spanien gelesen? Darin wurde deutlich, wo die Ursprünge klassischer Reitkunst liegen, wie sie sich entwickelte und wie politische und historische Ereignisse sie über die Jahrhunderte veränderte. Wir stellten fest, dass Reitkunst ein europäisches Phänomen ist und dass sich schon im Mittelalter Adelige über Landesgrenzen hinweg zu diesem Thema austauschten und voneinander lernten. Interessant war auch herauszufinden, wie es heute in den vier oben genannten Ländern um die Reitkunst steht. Ganz besonders ins Auge fällt dabei, dass wir in Deutschland eine im Vergleich überraschend große Bandbreite an Ausbildern haben, die sich mit klassischer Reitkunst befassen. Das gilt sowohl für die franco-iberisch geprägte Reiterei als auch für die österreichische Schule. Auch heute noch ist es so, dass sich Reiter austauschen und voneinander grenzübergreifend lernen. Was wir von FEINE HILFEN in diesem Kontext unter Reitkunst verstehen und wie sich die Reitkunst hierzulande zum heutigen Angebot mauserte, untersuche ich ab Seite 4. Im Zentrum dieser Ausgabe stehen allerdings die bekanntesten Ausbilder für Reitkunst, die in Deutschland tätig sind. Wir stellten jedem von ihnen dieselben Fragen. Es ist sehr spannend, welchen Einblick uns jeder Einzelne von ihnen in seine jeweilige Lebensgeschichte und Herangehensweisen gibt. Wussten Sie, dass es in keinem anderen Land eine solche Vielfalt an Möglichkeiten gibt, sich mit dem Thema Reitkunst und einem damit einhergehend ethisch geprägten Umgang mit dem Pferd auseinanderzusetzen? Das mag einerseits ein Fluch sein, denn wir haben die Qual der Wahl. Andererseits gibt uns das die Möglichkeit gerade im Freizeitbereich einen ganz anderen Weg zu beschreiten, als der Reitsport ihn sonst vorgibt. Dies kann auch eine ständige Weiterentwicklung von Werten im Umgang mit dem Pferd begünstigen. Reibungslos geht das natürlich nicht immer vonstatten. Wahre Grabenkämpfe um Begriffe und darum, was nun wirklich pferdefreundlich oder "richtig" ist, können wir im Netz verfolgen. Claudia Weingand und Katharina Möller-Weingand überlegen in diesem Zusammenhang ab Seite 66, warum in der Reiterei die Perspektive eine große Rolle spielt. Kaja Stührenberg gibt uns ab Seite 60 im Interview Einblicke in ihre persönliche Erfahrung mit Gangpferden und klassischer Reitkunst. Unser Spezialteil dieser Ausgabe beschäftigt sich ab Seite 72 mit der Passform von Sätteln. Dafür haben wir sowohl Sattler befragt als auch wissenschaftliche Studien zurate gezogen. Reitkunst in Deutschland REITKUNST & AUSBILDER Reitkunst in Deutschland (Agnes Trosse) Richard Hinrichs: Reite durchs Leben (Nicole Künzel) Philippe Karl: Légèreté ist eine Notwendigkeit (Irene Boss) Bent Branderup: Das Ziel ist Anmut (Agnes Trosse, Marius Schneider) Hofreitschule Bückeburg: Vom Zauber historischer Reitkunst (Andrea Blochwitz) Marc de Brossia: Die Kunst bewahren (Kerstin Minks) Kathrin Roida: Reitkunst als Dienst am Pferd (Julika Tabertshofer) Dorothee Baumann-Pellny: Ehrliches Reiten mit Blick fürs Detail (Alena Onleitner) Dr. Robert Stodulka: Reiten ist Kunst, nicht Handwerk (Gabriele Metz) REITKUNST & SICHTWEISEN Eine Frage der Perspektive (Katharina Möller-Weingand und Claudia Weingand) Alte Meister & ich (Kaja Stührenberg) SPEZIAL: PFERD & SATTEL Sattelkunde - zwischen neuem Wissen und Tradition (Sylke Schulte) Sattelträume und Satteldramen (Hannah Dorfer) PFERD & WISSENSCHAFT Mikroexpressionen - Einblick ins Gefühlsleben (Sylke Schulte)